Kairo abgeschrieben?

 

Wenn es einen Schutzheiligen gegen Behördenentscheidungen gäbe, müsste es Don Camillo sein. Nun ist seine Historizität leider ungesichert. Und deshalb können Behörden oft so furchtbar praxisfern — und im kirchlichen Bereich auch mitunter zeugnisfern agieren. Und keine Stimme des Gekreuzigten weist die Bürokraten milde zurecht.

Weil es zu unsicher sei, wird den deutschsprachigen Katholiken in Kairo die Gemeinde eingestampft. Die Auslandsseelsorge hat das ganz dialogfrei so entschieden. Die bedrängte Gemeinde wird geschlossen, den Gläubigen Seelsorger und Hirte genommen. Da man den Pastoralrat offenbar nicht anhören wollte, hat die Markusgemeinde selber Stimmen der Gemeindemitglieder in einem Youtube-Clip eingefangen. Es lohnt sich, diesen Clip zu sehen – schon um einmal in die Erfahrungswelt von Deutschen als Ausländer in Ägypten kennenzulernen.

Die Schließung der Gemeinde wird die Sicherheit der Menschen in Ägypten nicht erhöhen, und wo es im Evangelium steht, dass der Hirte an einen sicheren Platz gebracht werden soll, wenn sich der Wolf dem Schafstall nähert, muss man mir erst einmal zeigen. Joachim Schroedel scheut die Gefahr jedenfalls nicht und will die Menschen, die einen katholischen Seelsorger brauchen, nicht verlassen. Dieser Hirte riecht nach seinen Schafen – da ergibt es doch keinen Sinn, ihn wegen Geruchsbelästigung unter die Dusche zu schicken. Ein wenig mehr Mut, ein wenig mehr Spirit of Don Camillo tut auch den Sekretariaten gut.

Von Peter Esser