Wer ist die katholische Markusgemeinde Kairo?
Als Katholiken sind wir Teil einer Gemeinschaft, die etwa 1,2 Mrd. Christen zählt; die katholische Kirche sagt schon im Namen: wir sind als eine Kirche „all-umfassend“, besser: „weltumspannend“. Wir treten nicht immer wieder in „Ortskirchen“ ein, sondern gehören durch die Taufe zur Kirche dazu, wo immer wir uns auf dieser Welt befinden. Ein alter Spruch lautet: „semel catholicus – semper catholicus“: einmal Katholisch, immer Katholisch. Man kann sich zwar von der Kirche entfernen – aber das Angebot (und sozusagen die „innere Mitgliedschaft) bleiben bestehen.
Wer also als Katholik nach Ägypten kommt, kann alle Dienste der Katholischen Kirche in Anspruch nehmen. In Ägypten gibt es etwa 5000 „römisch katholische“ Christen und weitere 250.000 Katholiken, die anderen Riten angehören, aber eben mit Rom in Verbindung stehen.
Freilich: Wir sind und waren noch nie eine "Pfarrei" im kirchenrechtlichen Sinne. Wir sind/waren eine "Seelsorgestelle". Nach der Beendigung der Entsendung eines Priesters und eines weiteren Mitarbeiters in der Seelsorge durch die Deutsche Bischofskonferenz bzw. das Auslandssekretariat am 1. August 2014 ist diese "Seelsorgestelle" im klassischen Sinne geschlossen. Aber die Menschen, also die Gemeinde, ist ja noch weiterhin da. Als pensionierter Priester bleibe ich ebenfalls der Gemeinde weitgehend erhalten - nur sind wir abgeschnitten von jeder Verantwortung von Seiten der DBK. Doch wir haben und hatten ja immer schon hier einen röm.-kath. Bischof (Adel Zaki), der immer für alle in seinem Sprengel lebenden Katholiken sorgen muss. Er kann uns zwar nicht finanziell unterstützen, aber er ist der "geistliche Vater" unserer "Gemeinde". All das mag schwer zu verstehen sein; wichtig ist einfach: Die (oft gehörte) Vermutung, nun sei auch der Pfarrer "kein richtiger Pfarrer" mehr, ist einfach falsch; es gab noch nie einen "richtigen Pfarrer" (im kirchenrechtlichen Sinne), wohl aber einen Priester mit dem Auftrag, sich um die deutschsprachigen Katholiken in Ägypten zu kümmern. Und dieser Priester ist auch weiterhin noch da und hat diesen Auftrag! Im Namen des Bischofs Adel Zaki.
Wo sind wir?
Das „logistische Rückgrat“ unserer Gemeinde (und wohl auch das geistliche...) ist die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, kurz: die Borromäerinnen.
Sie sind seit über 130 Jahren in Ägypten mit vier Konventen vertreten: zwei Deutsche Schulen (in Alexandria und Kairo) sowie ein Altenheim (in Alexandria) und eine „Erste-Hilfe-Station“ in Maadi sind uns Katholiken Heimat. So brauchen wir uns nicht um Kirchen oder Besitz zu kümmern – das tun die lieben Schwestern für und mit uns.
Ursprünglich der Bitte eines meiner Vorgänger (Pater Ladislaus Schneider, 1884) Folge leistend, sind sie heute mit etwa 30 Schwestern vertreten, und wenn auch die meisten inzwischen Ägypterinnen sind, so sind sie doch auch integraler Bestandteil der deutschsprachigen katholischen Gemeinde. Die Schwestern freuen sich immer auf einen Besuch und gehören einfach zu uns. Die Kairiner werden schnell mit den beiden Konventen in Bab el Louk (Schule) und Maadi (Kindergarten und First-aid-station) vertraut sein, und in Alexandria bilden die über 125jährige Schule, aber auch das Altenheim der Schwestern (Pelizaeusheim) Drehpunkte des deutschsprachigen katholischen Lebens.
Wie verstehen wir uns?
Die Markusgemeinde Ägypten möchte einerseits mit ihren „Angeboten“ Heimatliches vermitteln und Heimat im Glauben sein, andererseits aber auch die Funktion wahrnehmen, Brücken in unser Gastland Ägypten zu schlagen. Einige unserer Pastoralratsmitglieder sind schon seit Jahrzehnten in Ägypten und können zu unterschiedlichsten Fragen kompetent Antwort geben, andere sind, wie viele von ihnen, eher kurz (3-6 Jahre) im Orient und haben so ihr Herz und ihr Ohr nahe an den Sorgen und Fragen dieser Gruppe. Das Herz der Gemeinde, also das „Gemeindezentrum“ ist immer Jesus Christus selbst, zu dem wir alle sie führen möchten.
Wo ist unsere Kirche?
Wie oft ich in den letzten 20 Jahren diese Frage gestellt bekam – ich kann es nicht mehr sagen! In Deutschland, unter „deutschen Verhältnissen“, ist diese Frage ja auch weiterführend.
Aber Gott sei Dank haben wir auch "Gotteshäuser"! Hier ein Bild von einer Hl. Messe in der ausserordentlichen Form des lateinischen Ritus in Bab el Louk, also in der Schulkapelle der Deutschen Schule der Borromäerinnen in Kairo, etwa 500 Meter vom inzwischen sehr berühmten Tahrirplatz entfernt:
Ich sage hier in Ägypten immer: „Unsere Kirche ist überall dort, wo deutschsprachige Katholiken sind – denn wir haben ‚nur‘ eine Kirche „aus lebendigen Steinen“.
Msgr. Joachim Schroedel, Pfr. em.