Äthiopien - das Land der Königin von Saba... Hungerland... Armenhaus Afrikas...
... und doch leben in Äthiopien auch Deutschsprachige! Viele arbeiten in NGO`s in dem Land, das so vielfältig und so riesengroß ist.
Und wir haben die Freude, eine deutsche Evangelische Gemeinde mit eigener Kirche in Addis Abeba zu haben! Dort findet auch die katholische Gemeinde "Heimstatt"
Aktuell:
Deutschsprachige Christen in Addis Abeba – eine besondere Gemeinde
Da wir ja immer wieder viele „Neue“ in unserer kleinen Deutschsprachigen Gemeinde haben ist ein Blick „nach Außen“ immer wieder interessant. Die beiden Seelsorger (Schroedel und van der Velden) hatten in den letzten 16 Jahren auch immer wieder, im Auftrag des Auslandssekretariats der Deutschen Bischofskonferenz, die Nachbarländer zu besuchen und den Kontakt mit den dort lebenden (katholischen) Christen aufzunehmen. So sind auch heute noch in unserem Blick die Länder Jordanien und Libanon sowie recht fest im Besuchsplan verankert Äthiopien. Syrien und den Sudan sowie Eritrea besuchen wir aus nahe liegenden Gründen derzeit nicht. Doch werden auch dort, durch den entsprechenden Nuntius (Botschafter des Vatikan) die Katholiken betreut.
In diesem Ägyptenjahr (2013/14) war ich nun zum zweiten Mal in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Herz der deutschsprachigen Gemeinde ist der Compound der evangelischen Kreuzkirchengemeinde. In herzlicher Offenheit und großer ökumenischer Gesinnung sind hier katholische und evangelische Christen und freilich auch Suchende des Sonntags zusammen. Im September verabschiedeten wir das ev. Pastorenehepaar Gossens. In Bremen hat Pastor Martin Gossens nun eine große Stadtpfarrei. Gut ist es, dass die Evangelische Kirche Deutschlands bis zur Wahl und Installation eines Nachfolgers (wohl August 2014) Pfarrvertreter schickt. Mit Pastor Siegfried Menthel konnte ich zwischen 8. und 15. Oktober November zusammen arbeiten.
Jeweils Sonntags feiere ich dann in der ev. Kirche die Heilige Messe. Diesmal war sie, mit etwa 100 Mitfeiernden, gut besucht. Donnerstag ist „Religionsunterrichtstag“ an der „Deutschen Botschaftsschule Addis Abeba“. Diesmal konnte ich in 6 RU-Stunden wieder alle christlichen Schüler sehen und für sie da sein.
Erst Anfang Februar werde ich wieder nach Addis reisen. Es ist immer wieder eine gute Erfahrung, von der Deutschsprachigen Gemeinde gebraucht zu werden. Und die ökumenische Erfahrung ist ohnedies wundervoll. Gerne berichte auch auch einmal mehr...
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Vor Jahren hatte ich einmal einen Text verfasst, der eigentlich ganz gut passt, um Addis - und einen Teil meiner Arbeit dort - zu beschreiben.
Äthiopische Impressionen
Es ist 6 Uhr am Morgen – die Nebel liegen über der Millionenstadt Addis Abeba. Es ist kalt hier in Afrika, das Thermometer zeigt 6 Grad Celsius. Aus Tausend Hütten steigt der Qualm des Frühstücksfeuers – Frühstück, mit ein wenig Ingera und Wott, saurem Fladenbrot und einer Gemüsebrühe.
Frierend stehe ich am Eingang zum German Compound. Eine Oase, dieser Ort, an dem sich auch die evangelische Kreuzkirche befindet. Hier darf ich zu Gast sein, wenn ich die deutschsprachigen Katholiken in Addis besuche. Doch heute und an den kommenden drei Tagen warten andere auf mich...
Ein Fahrer kommt, um mich abzuholen. Um 6.30 soll bei den Sisters of Charity Messe sein. „Father“, hatte Schwester Berenike gesagt, „if you are in Addis, we will need you“. Daniel der Fahrer, in eine “Gabi”, eine wollene Decke, gehüllt, strahlt mich an. „Good morning, father!“ sagt er fröhlich, als ob er schon seit Stunden wach wäre. Mit dem Gefährt, das vor 30 Jahren sicher bessere Zeiten gesehen hat, holpern wir über die Strassen, passen auf, dass wir nicht von einem der Schlaglöcher verschlungen werden. Nach 10 Minuten stehen wir vor einem uralten Tor. Hupen. Wie von Geisterhand wird es geöffnet.
Dahinter ein Haus – ebenfalls aus besseren Zeiten. Vielleicht von einem reichen Italiener in den Zwanzigern erbaut, oder von einer Familie aus dem Hofstaat von Haile Selassie. Über den Hof eilen Frauen, bekleidet mit dem einfachen Sari, der inzwischen doch weltweit bekannt geworden ist. Mutter Theresa – Schwestern, so werden sie auch hier in Addis überall genannt. Ein Raum des Hauses, klein fast wie eine Abstellkammer, füllt sich mit Schwestern. Sie beginnen schon zu singen, während ich in ein anderes Zimmer geführt werde, das als Sakristei hergerichtet ist. Ein einfaches Messgewand über einer viel zu kurzen Albe sind meine Kleidungsstücke. Die Gesänge der Schwestern legen den Teppich für meinen „Einzug“ – ich fühle mich wie ein Missionar, der mitten im Busch in einer Hütte gemeinsam mit den Schwestern neu Kraft schöpfen darf aus der Eucharistie.
Das Evangelium weist den Weg: „Wer mir nachfolgen will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich...wer sein Leben gewinnen will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, der wird es finden....“ Plötzlich strahlt die afrikanische Sonne durch die kleinen Fenster der Kapelle. Der Dankesgruss an die Gottesmutter ist kaum verklungen, schon stehen einige der 25 Schwestern um mich: „Whats your name again?“ – „From where do you come in Germany“ und bereitwillig gebe ich den Frauen, die aus Polen, Indien, Südafrika, Kenia, Äthiopien kommen Auskunft. Das Frühstück, ein Spiegelei und ein Brötchen, wird zu einem Festmahl, begleitet durch das fröhliche Lachen der Schwestern. „We have to go!“ ruft plötzlich eine von ihnen. Und sie eilen davon. Hier in Addis gehen viele zu den Hunderten von AIDS-Kranken. Auch heute werden wieder einige von ihnen sterben. Wie täglich. Immer. „Thank you and God bless you“ rufen sie mir noch zu. Und ich will den Weg zurück gehen, sage dem Fahrer „See you tomorrow“. Die Sonne wärmt mein Gesicht. Und der Segen Gottes, mir von den Schwestern geschenkt, begleitet mich den ganzen Tag...Auch das ist Auslandsseelsorge.