Sr. Maria Grabis, unsere Gründerin, verstarb am Samstag,
dem 17. Oktober 2015, versehen mit den Heiligen Sakramenten,
im Altenheim der Borromäerinnen in Alexandria
Wenige Tage vor Vollendung ihres 88sten Lebensjahres verstarb, versehen mit den Sakramenten der Kirche, am Samstag, dem 17. Oktober, Sr. Maria Grabis, die deutsche „Mutter der Müllmenschen“, im Altenheim der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus in Alexandria/Ägypten.
Wie Msgr. Joachim Schroedel von der deutschsprachigen katholischen Markusgemeinde berichtet, starb die ehemalige Salvatorianerin am Samstag ruhig und ohne Schmerzen. Schroedel, der Sr. Marias Weg seit 1995 begleitet hatte, wurde von ihr bereits im Jahre 1998 beauftragt, ihr Werk weiter zu führen. Er ist seitdem ihr Vertreter und der stellvertretende Vorsitzende der Kooperative.
Seit dieser Zeit wuchs ihre Arbeit auch hinein in die Markusgemeinde, die, wie die gesamte deutschsprachige und internationale Community, engagiert mitarbeitet.
Sr. Maria wurde 1927 in Schlesien geboren und wirkte als Salvatorianerin seit 1950 im Ausland, unter anderem auch in Jordanien. 1966 kam sie nach Ägypten und förderte sehr eigenständig verschiedene Frauenprojekte in Mittelägypten. Als gelernte Schneidermeisterin fing sie in dieser Zeit schon an, den Frauen, die in Ägypten zumeist vollkommen abhängig von ihrer Familie bzw. von ihren Männern waren, eine Eigenständigkeit beizubringen. Emanzipation war dabei ihr wichtiger Impuls.
Seit 1969 arbeitete sie, zunächst zusammen mit der griechisch-katholischen Gemeinde, dann mit den beiden Auslandsgemeinden der evangelischen und katholischen Kirche, in von ihr gegründeten Haushaltszentren und Alphabetisierungsgruppen in Alt-Kairo und anderen Stadtteilen Kairos.
1979 führte sie ihr Weg zu den Christen und (wenigen) Muslimen, die in einem Stadtteil Kairos, kurz vor den Toren der Stadt und nahe dem damals noblen Viertel Mohandessin, Moytamadeia, als Müllsammler- und Trenner tätig waren. Sie gründete, was zu dieser Zeit für Ausländer sehr schwierig war, eine Kooperative nach ägyptischem Recht und gewann den damaligen evangelischen Auslandspfarrer Unkrig und den katholischen Auslandspfarrer Pater Ludwig, ofm, als Mitstreiter. In Deutschland besteht auch heute noch der „Hilfsfonds Sr. Maria Kairo e.V.“, der die Kooperative tatkräftig hilft. Die Kooperative führt heute eine Schule für etwa 500 Schülerinnen und Schülern aus ärmsten Verhältnissen. Der „Schwester-Maria-Kindergarten“ bereitet die Kinder in derzeit 4 Gruppen auf die Schule vor. In einer Nähschule lernen 15-20 junge Frauen Nähen und Sticken und verkaufen ihre Produkte. Eine Holzwerkstatt ist in Planung.
1995 errichtete sie im Sinai eine kleine Feriensiedlung am Roten Meer, denn sie betrachtete das Klima dort als „Apotheke Gottes“, aus der man sich wieder die nötigen „Medikamente“ (Frische Luft, Schwimmen im Meer) zum Weiterleben holen kann.
Seit nunmehr 20 Jahren fahren jährlich hunderte Menschen aus der Müllsiedlung Moytamadeia nach Ras Sudr am Roten Meer, um dort Erholung von ihrer oft buchstäblich mörderischen Arbeit zu finden.
In den Monaten Juli bis September finden regelmäßig kostenlose „Kurzferien“ statt, die durch Spenden auch aus Deutschland ermöglicht werden.
Für Tausende von Müllmenschen im Gebiet von Moytamadeia in Kairo war Sr. Maria ein wahrer Engel. 1996 erhielt Sr. Maria das Bundesverdienstkreuz, einige Jahre später eine weitere Stufe dieses Verdienstordens.
Nachdem sie nicht gesundheitlich nicht mehr in der Lage war, ihre Leitungsfunktion wahr zu nehmen, versuchte Msgr. Schroedel, die entstandene Lücke zu füllen.
Mit Maria Grabis ist eine deutsche Katholikin gegangen, deren Platz nicht wirklich wieder zu füllen ist. Ihr Leben war reine Hingabe für Ägypten und für jeden Menschen, der an ihre Tür klopfte. Sie bleibt den Müllmenschen in Kairo eine Fürsprecherin im Himmel.
Für Christen und Muslimen, denen Sr. Maria ein Segen und ein lebendiges Zeichen der Liebe Gottes war, musste die Entscheidung, dass die Deutsche Bischofskonferenz sich aus der pastoralen Arbeit für die deutschsprachigen Katholiken in Ägypten und fast dem ganzen Nahen Osten zurückzieht, zu einer Grundsatzfrage. Sie fragen sich nach der Tode von Sr. Maria, wie es nun weiter gehen wird. Auch sie sehen, dass sich Christen aus dem Nahen Osten nach Europa und Deutschland orientieren. Sehnsüchtig warten sie darauf, daß ihnen „vor Ort“ Hilfe zuteil wird – denn sie fühlen sich als Orientalen, die sie auch bleiben wollen. Die Frage an die Bischofskonferenz, die anscheinend eine starke Fraktion der Bischöfe der Welt bilden wollen, scheint dringender denn je; wie helft ihr Christen uns „vor Ort“?
(Joachim Schroedel)
Das Sozialprojekt in Moytamadeia
Seit vielen Jahren ist die Markusgemeinde mit einem Sozialprojekt im „Müllviertel“ von Moytamadeia verbunden, wo Sr. Maria Grabis vor vielen Jahren eine Kooperative und zahlreiche Hilfsprojekte für Christen und Muslime aufgebaut hat. Msgr. Schroedel ist im Vorstand dieser Kooperative tätig. Seit 2011 ist mit Sebastian Drabinski ein deutscher Projektleiter vor Ort. In der BEGEGNUNG wird immer wieder aus Moytamadeia berichtet, und auch Sie sind herzlich eingeladen, dort vorbeizuschauen und sich zu engagieren.
Zentrum des Sozialprojektes für die Müllmenschen in der Gegend von Moytamadeia ist ja die Schule für etwa 400 Kinder. Seit 16 Jahren bin ich Vorstandsmitglied der „Kooperative zur Entwicklung der Umwelt“ in diesem Stadtteil, und seit etwa 6 Jahren sehen wir als Gemeinde auch hier einen Schwerpunkt unseres sozialen Engagements. Mit Dipl. Geogr. Sebastian Drabinski ist seit Januar 2012 ein „Hauptamtlicher“ vor Ort und kann die verschiedenen Projekte begleiten und kontrollieren.
Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, darf man immer wieder Vielen DANKE sagen!
Von Herzen danke ich auch den Damen vom Basar-Komitee des sog. „DEO-Basars“! Ich freue mich, dass wir wohl auf dem nächsten Basar mit einem Stand präsent sein dürfen! Allen, die uns materiell und ideell unterstützt haben, ein herzliches DANKE!
Eine Bitte darf ich aber auch noch weiter leiten: Unsere Zabbalin (man sagt „Müllmenschen“, aber ich mag dieses Wort nicht!) brauchen immer wieder auch Mobiliar; ein Regal, Tische, Schränke... und natürlich ist unser Kinderclub auch noch sehr „bedürftig“... Bitte nehmen Sie doch mit Sebastian Drabinski (0122-4001633) Kontakt auf.
Moytamadeia
–
Für die Menschen am Rande der Stadt
Moytamadeia – für die Menschen am Rande der Stadt
Nach langer Zeit und vielen Mühen ist es uns gelungen, ein unserer Es-Salaam-Schule benachbartes Grundstück zu erwerben, welches als Sport- und Pausenhoffläche genutzt werden wird. Wir planen, die Schülerzahl von etwa 400 auf 500 zu steigern; etwa die Hälfte aller Kinder in Moytamadeia kann aufgrund fehlender Schulplätze keine Schule besuchen. Wir danken allen, die uns beim Erwerb des Grundstücks geholfen haben! Im nächsten
Schritt muss die brachliegende Müllfläche nun erschlossen und in eine Sportfläche umgewandelt werden. Für jede Unterstützung sind wir natürlich dankbar!
Einweihung des neuen Schulgeländes, 27. September 2014
Durch eine Spende einer deutschen Schule haben wir nun begonnen, die alte schulische Krankenstation („Clinic“) zu renovieren und neu auszustatten. Wir benötigen allerdings auch entsprechendes Mobiliar – und dafür fehlen uns noch die Mittel. Wir planen weiter, die Clinic auch für außerschulische Belange zu öffnen.
Unsere Nähschule macht weiter Fortschritte. Bereits konnten einige neue professionelle Industrienähmaschinen angeschafft werden, an denen nun unsere neuen Produkte gefertigt werden. Auch befindet sich die Nähschule momentan in der Renovierung, so dass unsere Nähfrauen bald in frischen Räumlichkeiten an der neuen Ausstattung arbeiten können. Ein kleiner Laden zum Vertrieb unserer Nähprodukte ist in den Räumlichkeiten der Nähschule vorgesehen.
Neu in unserem Sortiment haben wir zum Beispiel qualitativ hochwertig verarbeitete Mückennetze in zwei Größen für Doppel- und Einzelbetten. Auch weitere Näharbeiten (Kissen, Vorhänge, Tischdecken, Taschen etc.) mit Ihren individuellen Stoffen und Ideen können von unseren Näherinnen angefertigt werden. Ein großes Mückennetz für ein Doppelbett kostet 300 LE! Mit dem Kauf unterstützen Sie unsere Frauen!
Wir freuen uns immer über Besuch oder Kontaktaufnahme! Bitte rufen Sie uns an (Sebastian Drabinski 01224001633).
Allen, die uns bei unserer Arbeit geholfen haben, besonders den Damen des DEO-Basars, wünschen wir einen guten Sommer! Und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in Moytamadeia!
(Seine Heiligkeit, Papst Tawadros II., zusammen mit den Leiter des Projekts Moytamadeia, Dipl.-Geogr. Sebastian Drabinski, im Mäz 2013)
Liebe Grüße,
Sebastian Drabinski